Schlafstörungen

 

Wie sieht es mit dem Thema Schlaf/Schlafstörungen in unserer Gesellschaft aus

 

Laut einer AOK-Studie haben ca. 85% der Erwerbstätigen keinen erholsamen Schlaf. Auch in meiner Praxistätigkeit ist das Thema Schlafstörungen kaum einer Patientin/einem Patienten unbekannt. Daraus kann man ableiten, dass die Gesellschaft einen chronischen Schlafmangel hat, der auch vor Kindern nicht halt macht. Wie viel Schlaf nötig ist, um wirklich ausgeruht zu sein, dazu gibt es auch unter Fachkräften unterschiedliche Ansichten. Die nächtliche Schlafdauer sollte aber ungefähr zwischen 6-8 h dauern. Tatsächlich schlafen aber laut einer Studie aus dem Jahr 2022 (Statista) 70% der Bevölkerung nur 5 bis 7 Stunden pro Tag.

Man unterscheidet bei Schlafstörungen Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten.

 

Warum ist ausreichender Schlaf so wichtig

 

Schlaf wird besonders von jüngeren Menschen oft als Zeitverschwendung angesehen. Dabei finden während des Schlaf lebenswichtige Vorgänge statt. Es werden Hormone aktiviert, die für Wachstum und Reparaturvorgänge zuständig sind. Das ist wichtig, um schadhafte Zellen und Gewebe zu ersetzen bzw. zu reparieren, was z.B. essenziell ist für die Wundheilung. Im Schlaf ziehen sich die Zellen des Gehirns zusammen, sodass Ablagerungen im Gehirn besser ausgeschieden werden können. Dazu gehören beispielsweise auch Alzheimer-Toxine. Damit ist ausreichender Schlaf ein wichtiger Baustein zur Alzheimer-Prävention. Während des Schlafs werden alle Dinge, die wir tagsüber gelernt und erlebt haben, ins Langzeitgedächtnis übernommen, was nur bei einer ausreichenden Schlafdauer funktioniert. Ohne ausreichenden Schlaf kann es also zu Gedächtnislücken kommen. Bei der großen US-amerikanischen Nurses Health-Studie hat man festgestellt, dass Menschen, die Schichtdienste haben, eine größere Gefahr haben, an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Das hängt mit der so genannten cirkadianen Rhythmik zusammen. Unser Hormonsystem unterliegt einem bestimmten Kreislauf, d.h. zu bestimmtem Zeiten sind unsere Hormone entweder besonders aktiv und in großer Konzentration im Blut oder die Ausschüttung ist reduziert, weil dieses Hormon gerade nicht gebraucht wird. Damit das reibungslos funktioniert, muss unser Tagesrhythmus möglichst regelmäßig sein. Ist er das nicht, gerät unsere innere Uhr und damit unser Hormonsystem aus dem Takt, was im Falle von Diabetes auch den Blutzuckerspiegel beeinflusst. Bei diesen Vorgängen ist Cortisol das ausschlaggebende Hormon.

 

Weitere wichtige Einflüsse auf unsere Schlafqualität

 

Ein wichtiges Hormon für unseren Schlaf ist das Melatonin. Es wird vermehrt ausgeschüttet bei Dunkelheit und ist besonders für das schnelle Einschlafen nötig. In Zeiten, in denen es noch kein elektrisches Licht gab und Kerzen teuer waren, fanden die Hauptaktivitäten unserer Vorfahren bei Tageslicht statt. Mit dem Beginn der Dämmerung wurde Melatonin ausgeschüttet und der Schlaf eingeleitet. In der heutigen Zeit halten wir uns künstlich wach durch unsere Beleuchtungsmöglichkeiten. Besonders das Blaulicht von Computern und Smartphone wirkt der Produktion von Melatonin entgegen. Da diese Geräte aus unserem Alltag kaum wegzudenken sind, haben sie auch großen Einfluss auf unsere Schlafqualität.

 

Viele Patienten wachen auch nachts häufig auf. Durchschlafstörungen können verschiedene Ursachen haben. Eine typische Zeit aufzuwachen ist zwischen 1 und 3 Uhr, nach der Chinesischen Organuhr ist das die Zeit, in der die Leber aktiv ist. Schuld daran kann ein zu spätes, üppiges Abendessen oder Alkoholgenuss sein. Die Leber ist unser größtes Entgiftungsorgan. Verstärkte Arbeit in der Nacht lässt uns erwachen.

 

Schlaf ist nicht gleich Schlaf

 

Der Schlaf lässt sich in vier verschiedene Abschnitte einteilen. In den ersten beiden Phasen geht es hauptsächlich darum, vom Wachsein in den Schlaf zu finden. Unsere Vitalfunktionen (Herzschlag, Atemfrequenz) werden verlangsamt und unsere Muskeln entspannen sich. Als Stadium III wird die Tiefschlafphase bezeichnet, in der unsere Gehirnwellen extrem langsam schwingen. Hier finden die wichtigsten Regenerierungsvorgänge statt. In der REM (Rapid-Eye-Movement)- Phase wird der Schlaf wieder leichter. Wir verarbeiten in Träumen unsere Tageserlebnisse und überführen sie ins Langzeitgedächtnis. Die letzten beiden Phasen wiederholen sich im Wechsel mehrere Male, gegen Morgen werden die Traum-Phasen länger, die Tiefschlafphasen kürzer. In einer Tiefschlafphase vom Wecker geweckt zu werden kann dazu führen, dass wir nur sehr schwer wach werden. Hier kann man mit der Weckzeit spielen, und manchmal hilft es sogar, etwas früher aufzustehen, um noch während der vorherigen Traumphase aufzuwachen.

 

Was sollte ich sonst noch wissen über meine Schlafprobleme

 

Insgesamt kann man sagen, dass ausreichender, qualitativ hochwertiger Schlaf für unsere physische und psychische Gesundheit unersetzlich ist. Wir sind konzentrierter, unsere Arbeit geht uns leichter von der Hand, wir „brauchen“ weniger Aufputschmittel wie Kaffee oder „Flügel verleihende“ Getränke. Erwiesener Maßen steigt auch die Unfallgefahr bei Schlafmangel, der langfristig nur durch Anpassung der Lebensgewohnheiten und evtl. einer Verbesserung der Schlafbedingungen im Schlafzimmer behoben werden kann. Chemische Schlafmittel sollten, wenn überhaupt, nur kurz als Notfallmaßnahme eingenommen werden, denn i.d.R. verkürzen sie nur die Einschlafdauer und verlängern die  Schlafzeit, die Schlafqualität wird selten verbessert. Außerdem kommt es häufig zum Effekt des Hangover, d.h. die Wirkung hält noch länger an, als uns lieb ist und führt zu mehr Tagesmüdigkeit. Hier können naturheilkundliche Maßnahmen oft eine bessere Wirkung erzielen.

Selbstverständlich müssen bei einer Diagnose auch ernsthafte Erkrankungen ausgeschlossen werden, die der Schlafstörungen zugrunde liegen können. Eine Herzinsuffizienz kann zu vermehrtem nächtlichen Harndrang führen und dadurch häufiges Erwachen auslösen. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion, z.B. bei Entzündungsschüben durch eine Hashimoto-Erkrankung, können zur Beeinträchtigung des Schlafs führen. Frauen in den Wechseljahren haben oft mit Schlafstörungen durch die hormonelle Umstellung zu tun. Sorgen und Ängste führen zu nächtlichem Grübeln und lassen uns oft nur schwer einschlafen. Ob eine psychotherapeutische Unterstützung oder ein Coaching hilfreich sein kann, sollte unbedingt abgeklärt werden.

Lesen Sie auch gerne meinen Blog -Artikel zum Thema Schlaf.

 

Was kann ich gegen meine Schlafstörungen tun

 

Manchmal reichen schon die Einhaltung von Einschlaf-Ritualen wie z.B. eine schöne Tasse Tee trinken, gezielte Entspannungsübungen oder eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten am Abend, um wieder gut ein- und durchzuschlafen. Liegen Erkrankungen vor, müssen diese natürlich primär behandelt werden. EIne genaue Anamnese und Untersuchung, bei der auch ein Schlaf- und ein Ernährungs-Protokoll hilfreich sein kann, gibt Hinweise zu den Ursachen und führt zu einer individuellen Behandlungs-Strategie.

Wenn Sie gerne mehr zu den Hintergründen Ihrer Schlafschwierigkeiten wissen möchten und wie ich Sie dabei unterstützen kann, wieder ausgeschlafen und erholt in den Tag zu starten, vereinbaren Sie gerne einen Termin für ein kostenloses Informationsgespräch.